Elegant und akrobatisch schwingt sie sich auf ihr Spezialrad: Sina von Rotz und ihr Kunstrad werden unmittelbar zu einer Einheit. In der mit Parkettboden ausgestatteten Turnhalle dreht die Athletin ihre Runden und Pirouetten. Im Kopfstand auf dem Sattel oder freihändig in schnellen Drehungen auf dem Hinterrad - die junge Sportlerin bringt ihren Körper und das Velo in Positionen, die Normalsterbliche kaum zu denken wagen.

Aussicht auf EM-Medaille
Auch in Fachkreisen sorgt die talentierte Emmerin für Staunen. Gleich zu Beginn der Schweizer Qualifikations- und Wettkampfreihe im Dezember 2023 setzte sich Sina von Rotz an die Spitze des breiten Starterfeldes in der Kategorie der Juniorinnen U19 und zog die Führung souverän durch. Mit deutlichem Punktevorsprung sicherte sie sich eines von zwei Schweizer Tickets für die Junioren-Europameisterschaften vom 10. und 11. Mai 2024 im deutschen Amorbach.

«Nachdem ich im letzten Jahr das EM-Ticket ganz knapp verpasst habe, will ich die Chance umso mehr nutzen und vor internationaler Jury meine Bestleistung abrufen», blickt von Rotz auf den Höhepunkt der Saison. Gute Erfolgschancen wittert denn auch ihre langjährige Trainerin Leana Hotz: «Ich traue es Sina absolut zu, dass sie neben den beiden Favoritinnen aus Deutschland eine Medaille in die Schweiz holt.»

Ein besonderer Mädchentraum
Für dieses Ziel trainiert Sina von Rotz hart. An drei bis vier Abenden pro Woche trainiert die Maturandin auf und neben dem Rad. Dazu kommen jährlich zwölf Ganztagestrainings gemeinsam mit den Athletinnen und Athleten des Schweizer Nationalkaders. Kunstradfahren wird unter dem Sportverband Swiss Cycling geführt, welcher dem Weltverband des Radsports UCI angehört.

«Die Sportart Kunstradfahren hat mich sofort gepackt, als ich im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal ein Training gemeinsam mit meiner Mutter besucht habe», erinnert sich von Rotz. «Schwierige Akrobatikübungen auf dem Velo auszuführen – das war ab diesem Zeitpunkt mein grosser Mädchentraum.»

Auch die Mutter ist mit dem Sport verbunden
Bereits jetzt als aktive Sportlerin gibt Sina von Rotz ihr Wissen gerne weiter. Gemeinsam mit ihrer Mutter Claudia von Rotz, welche 2022 eine der Trainerinnen der Weltmeisterinnen war, steht sie für die Nachwuchssportlerinnen in Luzern in der Halle. Claudia von Rotz ist zudem an nationalen und internationalen Kunstradwettkämpfen als Kampfrichterin tätig.

Fünf Minuten dauert eine Kunstradkür am Wettkampf. Innerhalb dieser Zeit gilt es, eine zuvor eingereichte Abfolge von maximal 30 Übungen aus dem international geltenden Reglement zu zeigen. Punktabzüge gibt es für alles, was nicht korrekt ausgeführt wird. Die Rangliste in jeder Kategorie ergibt sich aus den erreichten Endpunktzahlen.

Gemeinsam lachen als mentale Stärkung
Trainerin Leana Hotz wird Sina von Rotz zusätzlich zur Schweizer Delegation an die Europameisterschaften begleiten. Dies, obwohl sie seit einem Jahr aus beruflichen Gründen als Trainerin kürzertritt, was für von Rotz einen Vereinswechsel von Luzern nach Baar zur Folge hatte. Exklusiv für die Europameisterschaften ist es der Athletin gelungen, ihre Vertrauensperson von einer Fortsetzung zu überzeugen. «Unsere gute Beziehung ist entscheidend dafür, dass ich Wettkämpfe mit einem guten Gefühl bestreite», betont von Rotz und erzählt, dass sie viel gemeinsam lachen, um die Nervosität in Schach zu halten.

Abschluss der Saison bilden die Schweizermeisterschaften der Schüler- und Juniorenkategorien Ende Mai in Baar (vgl. Infobox). Nun geht es aber zunächst an die EM nach Deutschland. Wird es Sina von Rotz gelingen, ihre Erfolgsserie weiterzuführen und mit einer Medaille im Gepäck nach Emmen zurückzukehren?