Haupinhalt

18. Mai 2024
Erst haben sie ukrainische Flüchtlinge in Sicherheit gebracht, nun liefern sie wertvolle Güter ins kriegsversehrte Land: Antonia Brusa und Severin Erb aus Emmen brechen im Namen des Vereins «Engagiert mit Herz» regelmässig zur Grenze auf, um der notleidenden Bevölkerung in der Ukraine unter die Arme zu greifen.

Am 24. Februar 2024 jährte sich der russische Einmarsch in die Ukraine zum zweiten Mal. Krieg in Europa – die Welt und viele Menschen in der Schweiz waren schockiert. Eine grosse Solidaritätswelle rollte an: Es wurde gespendet, Güter gesammelt und Flüchtlinge in den Häusern von Schweizerinnen und Schweizern aufgenommen. Ebenfalls zu dieser Zeit formierte sich im Herzen des Kanton Luzerns aus Mitgefühl und dem Wunsch, etwas gegen den Schrecken tun zu können, eine kleine Gruppe Freiwilliger. Gemeinsam fuhren sie zwei Wochen nach Ausbruch des Krieges an die ukrainische Grenze, um von dort flüchtende Frauen und Kinder in Sicherheit zu bringen. Die beiden Fahrzeuge waren bereits bei dieser ersten Fahrt mit Hilfsgütern gefüllt. «Engagiert mit Herz» nennt sich die Freiwilligengruppe, aus der mittlerweile ein Verein entstanden ist. Von Anfang an mit dabei sind Antonia Brusa und Severin Erb aus Emmen.

50 Tonnen Hilfsgüter für die Ukraine
«Für mich ist klar, dass wir als weltliche Gemeinschaft nur in eine lebenswerte Zukunft gelangen, wenn wir Mitmenschen im Rahmen unserer Handlungsmöglichkeiten unterstützen», sagt Vereinsgründungsmitglied Severin Erb. Der einzelne Beitrag mag klein sein, doch «aus vielen Tropfen ergibt sich am Ende ein reissender Fluss», fügt der Emmer an.

Tatsächlich hat der Verein «Engagiert mit Herz» dank unzähligen Sach- und Geldspenden und vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern inzwischen 17 Fahrten durchgeführt und über 57 Tonnen Hilfsgüter im Wert von rund 1,8 Millionen Franken an die ukrainische Grenze gebracht. Neben medizinischen Gütern für die Spitäler, Babynahrung, Hygieneprodukten, Decken, Schlafsäcken und Generatoren wurden gar zwei Fahrzeuge  für die Verteilung der Hilfsgüter im kriegsversehrten Land organisiert und übergeben.

«Engagiert mit Herz» entwickelte eine enge Zusammenarbeit mit einem Priester­team der westukrainischen Stadt Uschhorod. Dieses führt Bedarfsabklärungen durch, holt die Güter an der ukrainischen Grenze ab und organisiert die Verteilung bis an die Front. Um sich einen Überblick über die bereits erfolgte und zukünftig notwendige Hilfe zu verschaffen, reiste das Kernteam des Vereins im Oktober 2023 selbst in die Ukraine und besuchte die Kontaktpersonen sowie mehrere Kriegsschauplätze.

Nach zwei Jahren Freiwilligenarbeit hat «Engagiert mit Herz» einen Verein gegründet. Der Vorstand (hinten v.l.): Rita Brusa, Antonia Brusa, Pius Husmann; (vorne v.l.) Severin Erb, Barbara Umbricht Lukas, Corina Ledergerber.

Taten statt Worte
Das Engagement ist herausfordernd – zeitlich, aber auch psychologisch: «Teilweise begleiten mich düstere Gedanken wie die Angst davor, neu gewonnene Freundschaften in der Ukraine an den Tod zu verlieren», erzählt Vorstandsmitglied Severin Erb. Gleichzeitig erfahre er viele Momente der Dankbarkeit. «Es sind Momente, wie ich sie jeder und jedem wünsche, weil sie tief im Bewusstsein eine Veränderung zum Guten hervorbringen.»

Antonia Brusa pflichtet dem bei und fügt an: «Ich bin nach wie vor überwältig von der Unterstützung, die wir von vielen Seiten erfahren dürfen.» Besonders schöne Momente habe sie beim Besuch in der Ukraine erlebt: «Die Dankbarkeit der vielen Personen, mit denen wir uns getroffen haben, und vor allem die Herzlichkeit, mit der wir in Uschhorod empfangen wurden, werden mir für immer in Erinnerung bleiben.»

Jeder könne etwas bewirken, ist Antonia Brusa überzeugt. «Ich habe häufig das Gefühl, auf grosse politische Themen kaum Einfluss zu haben. Wenn ich im Rahmen von ‹Engagiert mit Herz› aktiv bin, hilft mir das gegen das Gefühl, einfach nur zuschauen zu müssen und an dieser traurigen Situation zu verzweifeln.» Oft sei es wichtig, zu tun, statt nur darüber zu sprechen, was man machen könnte oder sollte, betont die Emmerin.

Für Antonia Brusa und Severin Erb ist denn auch klar, dass sie ihre Tätigkeit für «Engagiert mit Herz» weiterführen werden. Mit der Vereinsgründung Ende Januar 2024 habe ein neues Kapitel begonnen. Auf dieser Basis solle die Ukrainehilfe weiter ausgebaut und professionalisiert werden. Der Fokus der Vereinstätigkeit bleibt indes derselbe: effiziente und direkte Hilfe für die notleidenden Menschen in der Ukraine.

Mithelfen

Die nächste Fahrt findet im Juni 2024 statt. In der Zwischenzeit sammelt das Team Hilfsgüter und Spendengelder, um weiterhin dringend benötigte Waren für die kriegsgeplagten Menschen in die Ukraine bringen zu können. Infos und Unterstützungsmöglichkeiten finden sich unter engagiert-mit-herz.ch.

 

 

Engagiert mit Herz
April 2022: Ukrainische Flüchtlinge werden von ihren Schweizer Gastfamilien in Empfang genommen, nachdem sie von Severin Erb (5. v.l.) und Antonia Brusa (gelbe Mütze) und weiteren Freiwilligen ausser Landes gebracht wurden. (Bilder: PD)