Als Politiker musst du lediglich gut reden können, sagt der spitzzüngige Volksmund. Ralf Scholze würde widersprechen – oder zumindest ergänzen: Als Politiker musst du gut zuhören können. «Mehr Gehör für alle Emmerinnen und Emmer» lautet denn auch das Motto für sein Jahr als Einwohnerratspräsident, zu dem Scholze am 17. September 2024 einstimmig gewählt wurde. Am 12. November 2024 leitet er in dieser Rolle seine erste Einwohnerratssitzung (vgl. Infobox).

Das Hören als berufliche Passion
Dass Ralf Scholze das Zuhören liegt, davon zeugt sein ruhiges, aufmerksames Naturell ebenso wie seine berufliche Tätigkeit. 1994 von Deutschland in die Schweiz gekommen, eröffnete der ausgebildete Hörakustiker 1998 sein Hörstudio an der Gerliswilstrasse in Emmen, das er über 25 Jahre lang als selbstständiger Unternehmer betrieb. Vor rund einem Jahr hat er das Geschäft an die österreichische Hör­akustikkette Neuroth weitergegeben. Ralf Scholze ist als Filialleiter geblieben.
 

«Es ist für mich unglaublich bereichernd, den Menschen helfen zu können. Das gibt mir enorm viel.»

«Mir war es wichtig, dass das Geschäft für meine Kundinnen und Kunden auch dann weiterläuft, wenn ich dereinst in den Ruhestand gehe», erklärt der 59-Jährige diesen Schritt. Seiner Leidenschaft für den Beruf tat die Geschäftsweitergabe indes keinerlei Abbruch. «Das ist mein Traumberuf, den ich nach wie vor mit Herzblut ausführe. Es ist für mich unglaublich bereichernd, den Menschen helfen zu können, sie wieder hören zu lassen und ihnen auf diese Weise Freude und Zuversicht schenken zu dürfen. Das gibt mir enorm viel.»

Von Blocher bis Klopp
Viel gegeben habe ihm auch die Schweiz, in der er sich – zunächst in Luzern, dann in Emmen – von Beginn an willkommen gefühlt habe. 2018 liess Ralf Scholze sich einbürgern, ein Jahr später rückte er in den Einwohnerrat nach, wo er seither für die SVP politisiert. «Ich möchte der Gemeinde auf diesem Weg etwas zurückgeben und mich aktiv in das kommunale Geschehen einbringen», begründet er sein politisches Engagement. Seinen Politstil beschreibt Scholze als volksnah und «eher mittig gerichtet». Politische Vorbilder findet er in alt Bundesrat Christoph Blocher (SVP), «als dieser noch in der Opposition war und Themen aufgegriffen hat, die sich sonst niemand aufs Tapet zu bringen getraute». Nachhaltig beeindruckt habe ihn zudem der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), der ihm als ausgeprägt volksnaher, bodenständiger und offener Mensch und Politiker in Erinnerung geblieben sei.

Weiteres Vorbild: Jürgen Klopp, einstiger Cheftrainer des FC Liverpool, jenem Verein, für den Ralf Scholzes Fanherz seit Jahren schlägt. «Klopp ist für mich der Trainer schlechthin. Er hat es geschafft, mehrere Vereine an die Spitze zu bringen, und ist dabei stets transparent, authentisch, greifbar und in diesem Sinne volksnah geblieben.»

Mehr Volksnähe schaffen
Von solch einer Bürgernähe und Transparenz möchte der frisch gewählte Einwohnerratspräsident auch sein Präsidialjahr geprägt wissen. «Der Politbetrieb soll so transparent wie möglich sein, damit die Bürgerinnen und Bürger verstehen und sehen, was wann und wieso läuft und wie sich die Politiker unabhängig ihrer Parteizugehörigkeit zum Wohl der Gemeinde einsetzen», sagt Scholze. Um dieses Verständnis zu fördern, wolle er als Ratsleiter darauf achten, dass die Voten «präzise, kurz und bündig» gehalten werden.

Obwohl das Reden vor vielen Leuten nicht zu seinen Lieblingsdisziplinen zähle, ist es Scholze ein ausdrückliches Anliegen, dass mehr Zuschauerinnen und Zuschauer den Einwohnerratssitzungen beiwohnen. Gerade die grosse Tribüne im Le Théâtre würde ein ideales Setting für die Gäste bieten. Auch im Nachgang zu den Sitzungen sollen ferner die Emmerinnen und Emmer den Dialog mit den Volksvertreterinnen und -vertretern suchen, ihre Anliegen einbringen und Fragen stellen. «Mehr Volksnähe schaffen», fasst Ralf Scholze pointiert zusammen.
 

«Wir haben in der Gemeinde ein riesiges Freizeitangebot, was vielfach unterschätzt wird.»

Er jedenfalls freue sich auf die Sitzungen und mehr noch darauf, den Einwohnerrat nach aussen vertreten zu dürfen, sei es an den diversen Generalversammlungen und Vereinsanlässen oder im direkten Gespräch mit der Bevölkerung. Dass er mit 39 von 39 Stimmen zum Einwohnerratspräsidenten gewählt wurde, habe ihn überwältigt. «Ich habe mich riesig gefreut über das klare Ergebnis und fand es extrem toll, dass mir über alle Parteigrenzen hinweg dieses grosse Vertrauen zugesprochen wurde.»

Emmer Vorzüge
Privat hält sich der «höchste Emmer» am liebsten im Freien auf – bei der Pflege des heimischen Gartens oder in den Emmer Naherholungsgebieten. «Wir haben in der Gemeinde ein riesiges Freizeitangebot, was vielfach unterschätzt wird», sagt Scholze. Bestechend seien für ihn zudem das starke Vereinsleben mit über 180 aktiven Vereinen, extrem schöne Orte zum Verweilen, viele Arbeitsplätze, die Nähe zu den Bergen und Seen sowie die zentrale Lage.

Insgesamt sei es die Vielfältigkeit, die Emmen zu einer lebenswerten Gemeinde und für Ralf Scholze zur Lieblingsgemeinde macht. Als besonderes Highlight nennt ­Scholze den Figurenweg entlang der Reuss. Mit dem «Liebespaar» steht dort eine Holzfigur, die von seinem Hörstudio gesponsert wurde. Für ihn sei es faszinierend, wie aus einem Stück Holz derartige Kunstwerke geschaffen werden und für eine zusätzliche Aufwertung eines ohnehin wunderbaren Naherholungsgebiets sorgen. «Für mich macht das den Figurenweg zu einem der schönsten Orte in der Gemeinde Emmen.»