Gemeinde Emmen
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Das Stereotyp ist schnell skizziert: ständig online, technologieaffin, umwelt- und gesundheitsbewusst. Dann noch Kopfhörer auf den Muscheln und das Smartphone in der Hand. Et voila, gezeichnet ist das Bild eines typischen Angehörigen der Generation Z. Natürlich ist das pauschalisierend. Doch mag die grobe Kontur dabei helfen, diese heterogene Gruppe aus Menschen mit Jahrgängen zwischen 1997 und 2012 zumindest etwas greifbarer zu machen.
Wieso das relevant ist? Weil die Generation Z nun den Arbeitsmarkt betritt, während gleichzeitig die geburtenstarken Jahrgänge (Babyboomer) altersbedingt aus ebendiesem Markt austreten. Viele Babyboomer gehen, nicht so viele Angehörige der Generation Z rücken nach. Heisst: Die Erwerbsbevölkerung der Schweiz insgesamt schrumpft und Stellen bleiben unbesetzt – Stichwort Fachkräftemangel.
Ringen um qualifizierte Mitarbeitende
Der Arbeitgebermarkt wandelt sich zu einem Arbeitnehmermarkt. Oder anders: Es sind nicht mehr die Unternehmen, die sich das Personal nach Belieben aus einem reich gefüllten Pool fischen, sondern es sind die Angestellten, die es sich im quasi leergefischten Teich leisten können, nur nach den leckersten Ködern zu schnappen. Unternehmen und Organisationen stehen also unter Zugzwang und sind gefordert, sich bei potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten als attraktive Arbeitgeber zu positionieren, oder – um im Bild zu bleiben – die Angelhaken saftig zu bestücken.
«Damit stellen sie den Personalbereich und die Führungspersonen vor ganz neue Herausforderungen, aber auch vor neue Chancen und Möglichkeiten», sagt Carmen Sanchez, Verantwortliche Wirtschaftsförderung und Standortmarketing bei der Gemeinde Emmen. Rekrutierung, Führung, langfristige Bindung: In Zeiten des demografischen Wandels und der zunehmenden Bedeutung der Generation Z auf dem Arbeitsmarkt, so führt Sanchez aus, sei es für Unternehmen unerlässlich, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
Instant-Feedback
Gesagt, getan. «So begeistern wir die junge Generation», lautete der Titel des Referates von Yannick Blättler, welches der Jungunternehmer anlässlich des Unternehmerfrühstücks am 12. Mai 2023 auf Einladung der Gemeinde Emmen hielt. Blättler ist Gründer und Inhaber der Neoviso AG, einem Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Firmen und Organisationen im Umgang mit der Generation Z zu beraten. Das Mittel zum Zweck: Verständnisförderung.
«Die Erwartungen der Generation Z lassen sich an drei Hauptattributen festmachen», erzählt Blättler. Instant, flexibel und klar. Für die Jungen müsse alles schnell und unmittelbar gehen, ob Kommunikation, Bewerbung oder Informationsbeschaffung. «Instant-Feedback statt jährliches Mitarbeitergespräch», nennt Yannick Blättler als Beispiel. Mit komplizierten, langweiligen und überholten Prozessen lässt sich die Gunst der Generation Z nicht gewinnen.
Ebenfalls hoch im Kurs: Flexibilität. Diese möchten die jungen Talente voll ausleben, «um Neues zu lernen und sich weiterzuentwickeln», präzisiert Blättler. Aber auch, um Leben und Arbeit zwecks besserer Vereinbarkeit harmonisch miteinander zu verbinden. Gefragt sind neue (digitale) Arbeitsformen, die der Familienfreundlichkeit und Gesundheit mehr Bedeutung beimessen. Die Fachwelt spricht von Work-Life-Integration als Nachfolgemodell der Work-Life-Balance. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Coworking, individuelle Arbeitszeitmodelle, Vertrauensarbeitszeit und betriebsinterne Angebote zur Förderung der physischen und psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden sowie zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls.
Bedürfnis nach Selbstverwirklichung
Präzise und kurz gesteckte Zielvorgaben gehören zu den wichtigen Ansprüchen der Generation Z an die Arbeit. Yannick Blättler betont, dass es in einer Zeit der Reizüberflutung entscheidend sei, die kurze Aufmerksamkeitsspanne bestmöglich zu nutzen. Ziele, Botschaften und Anfragen sollten daher kurz und prägnant formuliert sein. Dabei sei es besonders wichtig, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das Raum für Sinnhaftigkeit und Visionen bietet und dem starken Bedürfnis nach Selbstverwirklichung der Generation Z gerecht wird.
«Ein gutes Verhältnis im Team steht mit rund 67 Prozent bei den jungen Arbeitnehmenden an erster Stelle als Motivator am Arbeitsplatz», führt Blättler weiter aus. Es folgen interessante Arbeitsinhalte (61 Prozent) und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung (46 Prozent). «Wer bei der Generation Z mit zusätzlichen Anreizen punkten möchte, setzt auf attraktive externe und interne Weiterbildungsmöglichkeiten, auf Beteiligungen am GA oder Halbtax sowie auf eine kostenlose Anlaufstelle bei finanziellen, psychischen oder medizinischen Anliegen», ergänzt der Referent.
Einblicke in neue Geschäftsmodelle und Führungsformen
«Die Kluft zwischen den Generationen schliessen», lautet die übergeordnete Zielsetzung der Neoviso AG. Der Auftritt von Geschäftsleiter Yannick Blättler am Unternehmerfrühstück der Gemeinde Emmen hat zweifellos dazu beigetragen, das Verständnis zwischen den Generationen zu fördern, neue Impulse für den Umgang mit den Herausforderungen der Generationen zu setzen und damit ebendiese Lücke zu schliessen. «Wir dürfen auf einen gelungenen Anlass zurückblicken und sind erfreut über die positive Resonanz und den regen Austausch, der während des Anlasses stattgefunden hat», bilanziert die Emmer Wirtschaftsförderin Carmen Sanchez im Nachgang.
Das Inputreferat von Yannick Blättler habe den rund 50 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung wertvolle und praxisnahe Einblicke in neue Geschäftsmodelle und Führungsformen gewährt. «Es hat sich gezeigt», ergänzt Sanchez, «wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Generation Z zu verstehen und in die Führungs- und Personalstrategien einzubeziehen.»
Rekrutierung, Führung, langfristige Bindung: Unternehmen tun jedenfalls gut daran, ihre Stellschrauben zu prüfen und allenfalls neu zu justieren, um auf dem hart und härter umkämpften «war for talents» nicht ins Hintertreffen zu geraten. Das wichtigste Mittel hierbei heisst: Zuhören. Wer kein offenes Ohr für die Bedürfnisse der jüngsten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat, sollte sich nicht wundern, wenn der Nachwuchs weghört – und seine Fühler nach Alternativen ausstreckt.