Gemeinde Emmen
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«Im Handball ist der Teamgedanke sehr ausgeprägt», sagt der 15-jährige Leon Portmann und erzählt, dass dies der Hauptgrund war, weshalb er sich vor zwei Jahren nicht fürs Fussballspielen, wo er ebenfalls sehr erfolgreich war, sondern für den Leistungssport Handball entschieden hat. Der Umgang auf und neben dem Spielfeld sei sehr familiär und von der Gemeinschaft geprägt. «Wenn es dir selbst gerade nicht so gut läuft auf dem Feld, schaust du sofort, welche Rolle daneben du einnehmen kannst, damit das Team als Ganzes sein volles Potential ausschöpfen kann.»
Vor dem gleichen Entscheid wie Leon Portmann stand seine jüngere Schwester Jessica im letzten Jahr 2023. Die 13-jährige Emmerin hat ihr Talent als einziges Mädchen im Nachwuchs des Fussballclubs Luzern bewiesen, sich beim Eintritt in die Sportschule Kriens jedoch für die Sportart entschieden, mit der sie bereits im Alter von fünf Jahren begonnen hatte: Handball. «Schon meine Grosseltern haben in Emmen Handball gespielt und mir davon erzählt», erinnert sich Jessica Portmann. Ihr älterer Bruder Leon habe dann erst ein paar Jahre später zusätzlich zum Fussball auch mit Handball begonnen.
Gleichzeitig in jeweils vier Spielgefässen
Für eine zweite Sportart auf hohem Niveau oder die Ausübung eines Musikinstruments bleibe neben der erfolgreichen Handballkarriere für das Geschwisterpaar inzwischen keine Zeit mehr. Sechs bis sieben Trainings absolvieren die beiden in fünf Wochentagen und zusätzlich ein bis zwei Meisterschaftsspiele an den Wochenenden. Sie spielen beide jeweils in einem Team bei Handball Emmen, der Innerschweizer Regionalauswahl, dem Juniorinnen und Junioren Nationalteam sowie Jessica für die Spono Eagles Nottwil und Leon für die Spielgemeinschaft Pilatus. Trainingsfreie Zeit aller Mannschaften gibt es während knapp vier Wochen im Jahr, wobei auch schon mal ein Sportlager der Nationalmannschaft in diese Zeit fallen kann.
Seit frühester Kindheit würden die beiden ein grosses Durchhaltevermögen an den Tag legen und klare Prioritäten setzen, erzählt die Mutter Janine Portmann: «Manchmal habe ich versucht, ihnen den Besuch einer Geburtstagsparty schmackhaft zu machen. Sie wollten jedoch nie ein Training verpassen und sich immer weiter im Sport verbessern.»
Sportlerin des Jahres
Das intensive Training zahlt sich aus. Besonders die vergangene Handballsaison war für Jessica Portmann äusserst erfolgreich. Mit 218 Toren war die junge Emmerin Top Scorerin der U14 Elite, sicherte sich mit den Spono Eagles den Schweizermeistertitel und wurde - an ihrem Jahrgang gemessen zwei Jahre zu früh – in das Schweizer Nationalteam U16 aufgeboten.
Mit diesen herausragenden Leistungen hat Jessica Portmann auch ihre Mitschülerinnen, Mitschüler und Lehrpersonen der Sportschule Kriens beeindruckt, welche sie zur Sportlerin des Jahres 2023/2024 gewählt haben. «Ich habe diese besondere Auszeichnung nicht erwartet und bin sehr stolz darauf», freut sich Jessica Portmann, die sich gegen Nominierte aus den Bereichen Volley, Snowboardcross, Eiskunstlauf und Landhockey durchgesetzt hat. Wer in ihrer Schule ein- und ausgeht, kann ab sofort den Namen der Emmer Ausnahmesportlerin auf einem der goldenen Sterne im Foyer lesen.
Talentschmiede Emmen
Auch Leon Portmann räumte in der vergangenen Saison ab. Er wurde mit der SG Pilatus bereits zum dritten Mal Schweizermeister und sicherte sich mit dem Team der Innerschweizer Regionalauswahl den ersten Meistertitel nach zehn Jahren. «Neben diesen Erfolgsmomenten mussten wir lernen, verletzungsbedingte Pausen auszuhalten», erzählt er über die Emotionen neben dem Spielfeld. Jessica hat sich vor Kurzem an der Schulter verletzt, bei Leon war es der Fuss. «In solchen Momenten ist die mentale Unterstützung durch unsere Eltern wertvoll und wichtig», weiss Jessica. Leon ergänzt, dass es manchmal die Eltern seien, die sagen, wann genug ist und damit Unfälle aufgrund von Überlastung verhindern würden.
Besondere Dankbarkeit sprechen die Geschwister Portmann neben ihren Eltern den Trainerinnen und Trainern bei Handball Emmen aus. «In Emmen ist es üblich, Talente weiterziehen zu lassen und zu vermitteln, anstatt sie bei sich halten zu wollen», betont Leon Portmann und erinnert sich, dass der Moment, als ihn sein damaliger Trainer in Emmen Mut gemacht und zur SG Pilatus gebracht hat, ein entscheidender Wendepunkt seiner bisherigen Karriere gewesen sei.
Rare Ausbildungsplätze für Handwerksberufe
Im Sommer 2024 hat für Leon Portmann ein weiterer neuer Lebensabschnitt begonnen. Er startete bei der Emmer Firma Schriber Elektro AG eine handwerkliche Berufslehre als Elektroinstallateur. Er sei Bewegungsmensch und habe keine Lust, wie viele andere Leistungssportlerinnen und -sportler eine kaufmännische Ausbildung oder an der Kantonsschule zu starten. «Das sind die am häufigsten gewählten Wege, weil es sich am einfachsten mit dem Leistungssport verbinden lässt», weiss Leon und ergänzt: «Ich bin sehr froh darüber, dass ich hier in Emmen einen Ausbildungsbetrieb gefunden habe, welcher es mir ermöglicht, meine sportliche Karriere weiter zu verfolgen.» Das sei nicht selbstverständlich und dennoch würde er sich wünschen, dass das Angebot an sportfreundlichen Lehrstellenangeboten für Handwerksberufe steigt.
«Handball ist meine grosse Leidenschaft und ich hoffe, dass ich diesen Traum noch lange weiterleben kann», blickt Leon in die Zukunft. Er sei sich dabei bewusst, dass Handball auch im Bereich des Leistungssports noch immer eine Randsportart darstelle, man kaum Geld damit verdienen könne und der Traum auch aus gesundheitlichen Gründen jederzeit platzen könne. «Deshalb ist für mich ein Lehrberuf wichtig, von dem ich glaube, dass er mir ebenfalls langfristig Freude bereitet.»
Am Ball bleiben für grosse Träume
Jessica Portmann träumt davon, noch länger in der Schweizer Nationalmannschaft oder sogar im Ausland Handball zu spielen. In naher Zukunft kann sie sich eine Erstausbildung im Bereich der Medizin vorstellen, die Sportkanti in Luzern oder eine Bewerbung beim Zuger Kompetenzzentrum für Spitzenathletik OYM. «So lange du gerne machst, was du machst, kannst du alles erreichen», ist die Ausnahmesportlerin überzeugt.
Auf dem Weg zu ihren grossen Zielen ist ihr die Unterstützung der Familie sicher und es helfe, dass ihr Bruder den gleichen Sport ausübe: «Wir sehen uns zwar nicht besonders viel, aber wenn, dann analysieren wir gerne gegenseitig unser Spielverhalten und vergleichen Resultate und andere Leistungsparameter.» Der Humor zwischen ihr und ihrem Bruder sporne zu Höchstleistungen an. Und diese positive Energie hat offensichtlich auch die beiden jüngeren Geschwister angesteckt: Sowohl Chiara (12) als auch Larina Portmann (10) spielen in ihrer Freizeit am liebsten – wer hätte es gedacht – Handball.